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Stillleben Menschen Städte Natur
Stillleben Menschen Städte Natur

Schuhe und Stiefel, 1925, 81 x 100 cm, Öl/Lwd
Bis ins Alter betrieb Walther die Stillleben-Malerei. Das unbewegliche Modell (so die Übersetzung des niederländischen Wortes „still-leven“) kam seiner Kunstauffassung besonders entgegen, denn hier konnte er nach Herzenslust arrangieren und komponieren und auf der anderen Seite wie zufällig Vorgefundenes im Sinne des Impressionismus gestalten. Karl Walthers Stillleben knüpfen an der Kunst des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts an. Mit den allegorischen und symbolträchtigen Bildaussagen des Barocks haben sie keinerlei Verwandtschaft. Seine Ahnen in der Verdinglichung malerischer Valeurs sind Edouard Manet, Carl Schuch, Lovis Corinth, vielleicht auch Paul Cézanne.

Rote Pfingstrosem, 1935, 92 x 73 cm, Öl/Lwd
Wie diesen ging es Walther um die scharfe Beobachtung, um das rasche Erfassen einer oft nur auf den ersten Blick banal wirkende Alltagssituation. Der Künstler vermag diesen Dingen Blumen, Lebensmittel aller Art, Hausrat etc. – einen malerischen Reiz abzugewinnen, er kann das Profane durch seine Darstellung zum Kunstwerk erhöhen, ohne dabei auf symbolhafte Ebenen abzuheben. Karl Walther hat wie Vincent van Gogh alte Schuhe gemalt159 - eine soziale Anklage sind solche Bilder jedoch nicht. Ihm kam es dabei allein auf das Malerische an. Die Stillleben dürfen wohl teilweise als Experimentierfeld interpretiert werden, als große Skizze, auf denen er die Grenzen seines Kolorits und der virtuosen Pinselschrift ausprobierte. Ein Paar verschmutzter Stiefel, oder – deutlicher noch – die Bilder enthäuteter Kalbsköpfe 155 dienten der Übung, dem Weiterkommen. Zum Verkauf waren diese Kostproben üppigster Farbentfaltung aber zweifellos ungeeignet.

Sellerie mit Kohl, 1926, 60 x 73 cm, Öl/Lwd
Edouard Manets Stillleben, die Walther in einer Ausstellung in Berlin sah, bestechen durch das Unspektakuläre. Auch Karl Walther war, wie der Franzose, bei der Auswahl eines Sujets ganz bewusst wenig anspruchsvoll: die Blumen des Frühlings, Sommers und Herbst lieferte der Garten, ebenso Obst und Gemüse. Ein Hase oder Fasan, Fische oder ein leuchtender Hummer 137 wurden so geschildert, wie sie gerade ins Haus gekommen zu sein scheinen.

Stillleben mit Hummer, 1927, 50 x 61 cm, Öl/Lwd
Ob Walther Max Slevogts 1923 gemaltes „Lachsstillleben“, das heute am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg verwahrt wird, je vor Augen hatte ist nicht sicher; auf jeden Fall besteht eine enge Verwandtschaft zwischen den Werken beider Meister, die mit flockig hingesetzten Farben das Spiel des Lichtes auf der Oberfläche der Dinge einzufangen und zu einem flirrenden Ganzen zu verbinden trachteten. Hier ist das Wesentliche allein die Komposition der Farben, der das Stoffliche des Sujets untergeordnet wird.














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